Unfallaufnahme im Wandel der Zeit
Der Titel „Unfallaufnahme im Wandel der Zeit“ der vorliegenden Masterarbeit wurde bewusst gewählt. In den vergangenen Jahrzehnten wurden im Bereich der Unfallforschung zahlreiche Bücher, Studien und Versuche verfasst bzw. durchgeführt, um die Risiken und in weiterer Folge die Schwere von Verkehrsunfällen zu reduzieren. Um einen einzelnen Verkehrsunfall zu analysieren, ist es notwendig, Unfalldaten und Spuren zu erheben und umfassend zu dokumentieren. Ohne Daten und Dokumentation kann nur eine Mutmaßung über den Hergang eines Verkehrsunfalls getroffen werden. Daher steht die Erhebung am Unfallort, also die Unfallaufnahme, an oberster Stelle.
Durch meine zum Zeitpunkt der Verfassung dieser Masterarbeit noch spärliche Erfahrung im Bereich der Unfallrekonstruktion konnte ich bereits feststellen, dass die Qualität der Unfallaufnahme sehr unterschiedlich ist. Aus diesem Grund ist die Motivation der vorliegenden Masterarbeit, nämlich die Verbesserung von Unfallaufnahmen, entstanden. Im Konkreten soll die Forschungsfrage „Gibt es in der österreichischen Unfallaufnahme ein Verbesserungspotenzial und wenn ja, welche konkreten Veränderungen und Verbesserungsvorschläge können das sein?“, erarbeitet werden.
Als wissenschaftliche Methode wurde die Vorgehensweise des sogenannten Mixed-Methods-Ansatzes gewählt. Darunter versteht man in der aktuellen Literatur eine Mischung aus qualitativen und quantitativen Datenanalysen sowie einer Literaturrecherche der derzeitigen wissenschaftlichen Abhandlungen. Aufbauend auf diesen Ausarbeitungen, welche im Grundlagenkapitel durch eine eingehende Literaturrecherche erarbeitet wurden, ist als nächster Schritt eine sogenannte GAP-Analyse („Lücken-Analyse“) auf Basis von 75 Verkehrsunfällen, welche aus der CEDATU (Central Database for In-Depth Accident Study der TU-Graz) aus dem Jahr 2023 stammen, erstellt worden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es tatsächlich Unterschiede in der Unfallaufnahme gibt. Zudem weisen sie, basierend auf der aktuellen Literatur, auf bestehende Defizite oder „Lücken“ hin. Im österreichischen Justizsystem werden vereidigte Sachverständige mit der Unfallrekonstruktion beauftragt. Hier schließt der nächste methodische Schritt an, nämlich eine qualitative Inhaltsanalyse. Dazu wurden Interviews mit Experten geführt, um anhand ihres fachspezifischen Erfahrungswissens Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Bei der Wahl der Experten wurde besonders drauf geachtet, möglichst viele Bundesländer zu berücksichtigen, um auch denkbare geografische Unterschiede zu erfassen.
Abschließend sind die Erkenntnisse der GAP-Analyse und der Experteninterviews zusammengeführt, um ein gemeinsames Bild, im Konkreten Verbesserungspotenziale in der Unfallaufnahme, darzustellen. Für eine optimale Umsetzung wurden Checklisten/Handlungsleitfäden abgefasst, die es vor allem den erhebenden Beamten aber auch Privatpersonen ermöglicht, eine Steigerung in der Qualität zur Erfassung von Unfalldaten und Spuren zu erreichen.